Neukonzeption

Ausbildung zum Sicherheitsbeauftragten

In Betrieben mit regelmäßig mehr als 20 Beschäftigten hat der Unternehmer unter Berücksichtigung der im Unternehmen bestehenden Verhältnisse hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, der Arbeitsumgebung sowie der Arbeitsorganisation Sicherheitsbeauftragte in der erforderlichen Anzahl zu bestellen. Dies ist gängige Praxis und stellt die Betriebe i.d.R. vor keine allzu hohen Herausforderungen. Beim genaueren Hinsehen zeigt es sich jedoch, dass die gelebte Praxis des Sicherheitsbeauftragtenwesens in den Betrieben z.T. weit voneinander abweicht. Von der idealen Verankerung in der betrieblichen Arbeitsschutzorganisation, über eine eher halbherzige oftmals personenabhängige Umsetzung bis hin zu unmittelbarem Desinteresse der Führungskräfte an der Unterstützungsfunktion durch die Sicherheitsbeauftragten findet man alle Variationen in den Betrieben vor. Für die Unfallversicherungsträger (UVT) ist die Funktion des Sicherheitsbeauftragten für einen funktionierenden betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz von großer Bedeutung. Jährlich werden Zehntausende geschult und weiterqualifiziert. Damit sich dieser Aufwand auch in einem höheren betrieblichen Nutzen widerspiegelt, hat die Unfallkasse Saarland ihre bisherige Ausbildung neu gefasst und deutlich erweitert.

Die Sicherheitsbeauftragten sind die ehrenamtlichen Experten der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes vor Ort. Um ihre Funktion als kompetenter und überzeugender Ansprechpartner und Berater ausfüllen zu können, bedarf es einer entsprechenden Ausbildung und Hilfestellung. Erfahrungen und Rückmeldungen aus der Praxis haben gezeigt, dass vielfältige Gründe die Umsetzung in die betriebliche Praxis erschweren. Ein Mangel an sicherheitstechnischen Kenntnissen, Unwissenheit über die praktische Umsetzbarkeit vor Ort, unzureichende Einbindung in die Arbeitsschutzorganisation des Betriebes und fehlende Erfahrung in der Gesprächsführung sind häufig anzutreffende Defizite. Und nicht zuletzt haben sich auch die Erwartungen an das Tätigkeitsspektrum des Sicherheitsbeauftragten deutlich erweitert.

Seminarmodule 1 und 2

Auf dem Hintergrund dieser Ausgangslage haben wir uns entschieden, zunächst nur im Bereich der Allgemeinen Unfallversicherung, ohne die Schülerunfallversicherung, das Ausbildungskonzept abzuwandeln und zu erweitern. Die offensichtlichste Änderung besteht in der Erweiterung von der einteiligen Ausbildung hin zu den zwei Seminarmodulen Teil 1 und 2, zwischen denen mindestens ein Zeitraum von 6 Monaten liegen soll. Im ersten Teil werden vorwiegend die bisherigen Grundlagen über die gesetzliche Unfallversicherung, das staatliche und berufsgenossenschaftliche Regelwerk, die Stellung und die Aufgaben des Sicherheitsbeauftragten bis hin zu präventivem Grundwissen, wie dem TOP-Prinzip zum Beispiel, vermittelt. Neu aufgenommen werden zur Verbesserung der Handlungskompetenz Prinzipien einer effektiven Gesprächsführung und der neu entwickelte Betriebscheck als Übergang zu Teil 2. Der Betriebscheck ist eine Sammlung an Fragen, die dem Sicherheitsbeauftragten direkt zum aktiven Einstieg in die Praxis dienen soll. Im Wesentlichen soll er damit eine systematische Grobanalyse der relevanten Sicherheitsthemen in seinem Zuständigkeitsbereich durchführen. Im Seminarmodul 2 werden die Sicherheitsbeauftragten aus Teil 1 jetzt auf fach- bzw. branchenspezifische Seminare verteilt, um dann dort die speziellen sicherheitstechnischen Themen zu vertiefen. Ein weiterer Schwerpunkt wird der kleine Erfahrungsaustausch aufgrund des durchgeführten Betriebschecks sein, bei dem vor allem auch praktische Maßnahmen und betriebliche Umsetzungsformen im Vordergrund stehen. Wir werden auch die Mitgliedsbetriebe selbst stärker mit in die neue Ausbildung integrieren, um von Anfang an eine stärkere Einbindung und eine höhere Akzeptanz der Sicherheitsbeauftragten zu erreichen. Wir hoffen, dass die Sicherheitsbeauftragten durch dieses neue Ausbildungskonzept kompetenter und praxisnäher qualifiziert werden und letztendlich auch schneller und effektiver in die praktische Umsetzung kommen.